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[ Berichte > Berichte für das Jahr 2015 > Bericht vom 22.12.2015 ]

Weihnachten feiern wir zusammen!

Am Dienstag, dem 15.12.2015, fand in unserer Schule eine Weihnachtsfeier für die Flüchtlinge statt, die am MKG Wegberg die deutsche Sprache erlernen. Es war nicht nur für die Gäste aus Syrien, dem Irak, dem Iran und Afghanistan eine gesellige und zugleich besinnliche Veranstaltung, sondern auch Schüler und Lehrer des MKG genossen den Austausch und erfuhren viele Geschichten und Hintergründe, die ihnen die Flüchtling ein Stück näher brachten.

Impressionen von der Weihnachtsfeier am MKG Wegberg.

Die zahlreichen Flüchtlinge sind zur Zeit eines der wichtigsten Themen in unserem Land. Im letzten Sommer entstand auf einer Geburtstagsfeier die Idee, dass auch das Gymnasium sich an der Integration von Flüchtlingen beteiligen kann. Durch Nadine Dewies wurde der Kontakt zu Asyl in Wegberg hergestellt und der Vorschlag, Deutschunterricht zu geben, fand bei einigen Frauen spontane Zustimmung. So konnte ein Team gebildet werden, dem auch einige Lehrerinnen der Schule angehören. Unterstützt wurden sie von Frau Dr. Tillmanns, die dafür sorgte, dass die Schule die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen konnte. Seit September geben Bettina Hayen, Brigitte Meister, Marita Dewies, Nadine Dewies, Katrin Jentgens, Angela Erdkamp sowie Astrid Schreier Deutschunterricht in der Schule. Sie treffen sich am Nachmittag mit einigen Flüchtlingen, um ihnen unsere Sprache näher zu bringen. Die "Schüler" sind in der Regel zwischen zwanzig und dreißig Jahren alt und kommen vorwiegend aus Syrien, dem Iran, dem Irak, aus Afghanistan, im Anfang auch aus Osteuropa.

Nun, zur Adventszeit, organisierte das Sprachenlehrerteam im PZ unserer Schule eine kleine Weihnachtsfeier, der nicht nur circa dreißig Flüchtlinge, unter ihnen auch Kinder, beiwohnten, sondern auch zahlreiche engagierte Lehrer und Schüler des MKG. Es gab genügend Kuchen, Plätzchen und frisch gebackene Waffeln, sodass bei Tee und Kaffee für das leibliche Wohl bestens gesorgt war.

Impressionen von der Weihnachtsfeier am MKG Wegberg.

Nach einer Präsentation des Weihnachtsfestes in Deutschland von vier Schülerinnen der EF setzten wir uns in besinnlicher, gemütlicher Atmosphäre mit den Flüchtlingen im Musikraum der Schule in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten uns oder haben es zumindest versucht: Die Flüchtlinge können noch relativ wenig Deutsch sprechen und verstehen, da die meisten erst seit wenigen Wochen Unterricht nehmen und wir Deutschen kaum ein Wort ihrer Sprache beherrschen.

Somit haben wir uns des Öfteren auf Englisch und zuweilen auch mit Händen und Füßen verständigt, was ziemlich lustig war, obgleich die Flüchtlinge sehr ambitioniert waren, deutsch zu lernen und sich sogar schon selbst vorstellen konnten.

Während wir uns austauschten, wurde gewichtelt. Jeder Flüchtling bekam einen Zettel mit einer Nummer und durfte ein Geschenk in Empfang nehmen, wenn Frau Meister seine Nummer vorgelesen hatte - auf Deutsch natürlich. Man kann sagen, dass sich jeder über sein Weihnachtsgeschenk sehr freute. Nach dem Wichteln war es mit der weihnachtlichen Besinnlichkeit und dem Sitzen in gemütlicher Runde erst einmal vorbei: Im PZ wurden Spiele veranstaltet. Jeder Teilnehmer bekam einen Zettel mit einem Wort, das mit Weihnachten zu tun hatte. Frau Dewies las eine Weihnachtsgeschichte vor und wenn das Wort fiel, das ein Teilnehmer auf seinem Zettel stehen hatte, musste dieser eine Runde um die anderen Spielteilnehmer laufen. Natürlich liefen nicht alle in dieselbe Richtung, das wäre ja auch viel weniger chaotisch und lustig gewesen. Die Umstehenden erheiterte das bunte Durcheinander so sehr, dass das Spiel ein zweites Mal stattfinden sollte und Frau Dewies ihre Geschichte noch einmal vorlesen musste. Danach wurde die "Reise nach Jerusalem" gespielt, was besonders die kleineren Kinder und die Jugendlichen super fanden. Alle Altersgruppen beteiligten sich an diesem Spiel und es wurde viel gelacht.

Impressionen von der Weihnachtsfeier am MKG Wegberg.

Für die Kinder der Flüchtlinge und der anwesenden Lehrer gab es eine bunte Malecke. Weihnachtliche Motive und Mandalas wurden mit großem Eifer ausgemalt. Die Kleinen hatten überhaupt keine Berührungsängste und verstanden sich auch ohne große Worte.

Bei einer Weihnachtsfeier durfte auch die Musik nicht fehlen. So musizierten Katrin Jentgens und Musiklehrer Alexander Hergert gemeinsam und alle sangen zusammen einige Weihnachtslieder. Mit dem Liedtext in den Händen gaben sich auch die Flüchtlinge alle Mühe und das eine oder andere Wort kam ihnen sogar mühelos über die Lippen.

Doch auch wenn alle Anwesenden fröhlich waren, so kann nicht unerwähnt bleiben, dass die Flüchtlinge nicht alle freiwillig nach Deutschland gekommen sind. Während der Feier haben wir von vielen traurigen und bewegenden Schicksalen gehört. So erzählte uns beispielsweise ein Mann, dass er tags zuvor Vater geworden sei, doch seine Frau ist mit seinem Kind noch in der Heimat.

Eine Familie unter den Gästen konnte gemeinsam fliehen. Die Mutter von drei Kindern ist Englischlehrerin und hat auch ihren Neffen, den Sohn ihrer Schwester, aus Syrien mit nach Deutschland gebracht.

Ein Vater war überglücklich, vor wenigen Tagen endlich einen seiner Söhne wieder in die Arme schließen zu können. Nun freut er sich auf die bevorstehende Ankunft seiner Frau und Kinder in wenigen Tagen.

Doch nicht nur Väter mussten fliehen, auch ein 17-jähriger Gast ist erst vor wenigen Tagen mit seinem Bruder in Arsbeck angekommen. Dieser sprach ebenfalls offen über seine Geschichte: In seiner Heimat arbeitete er als Arzt. Und jetzt? Jetzt möchte er unbedingt fließend Deutsch lernen, besonders die medizinischen Fachausdrücke, um seinen Beruf auch hier ausüben zu können. Da einmal Deutschunterricht pro Woche am MKG nicht ausreicht, hat er sich dazu entschieden, in Mönchengladbach einen Intensivkurs zu belegen, bei dem er dreimal pro Woche insgesamt fünf Stunden Deutsch lernt.

Impressionen von der Weihnachtsfeier am MKG Wegberg.

Tragisch ist auch, dass viele der Menschen auf ihrer Flucht alles verloren haben, was sie besaßen. So zeigte uns ein Gast stolz seinen BMW, den er zu Hause gefahren hat. Hier hat er nun nicht nur kein Geld mehr, sondern dürfte auch überhaupt kein Auto fahren, ohne den Führerschein hier erneut zu machen.

Angesichts dieser traurigen Geschichten ist es umso schöner, dass unter allen Anwesenden eine so fröhliche, lockere und warmherzige Stimmung herrschte. Die Flüchtlinge lieben Deutschland, sie finden Wegberg klasse - diese Veranstaltung hat uns alle näher zusammengebracht. Wir wünschen uns, dass sie kein einmaliges Ereignis bleibt, dass wir nicht immer Flüchtlinge, sondern Menschen sehen.

Ein großes Dankeschön an die Organisatoren unserer internationalen Weihnachtsfeier!

Von Jonas Kirch (Jgst. Q1), Christina Reinhardt & Marita Dewies (Lehrerinnen)