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[ Berichte > Berichte für das Jahr 2010 > Bericht vom 12.08.2010 ]

Turbo-Abi eint Geschwister

Bisher besuchten Jochen (15) und Susanne (16) Holzweiler am Maximilian-Kolbe-Gymnasium unterschiedliche Jahrgangsstufen. Wegen der Verkürzung der Schulzeit auf acht Jahre kommen sie nun aber parallel in die Oberstufe.

Die Geschwister Susanne (16) und Jochen (15) Holzweiler können demnächst gemeinsam für die Oberstufe lernen. Bisher besuchten sie unterschiedliche Jahrgänge. (RP-Foto: Jürgen Laaser)

Begeisterung übers künftige sogenannte Turbo-Abi nach dann nur noch acht Jahren Gymnasium ist an der Basis höchst selten zu vernehmen - weder bei Schülern, Lehrern noch Eltern. Keine Ausnahme machen da die Geschwister Jochen (15) und Susanne (16) Holzweiler aus Klinkum. Beide besuchen das Wegberger Maximilian-Kolbe-Gymnasium und sind von der Reform in besonderer Weise betroffen: Obwohl sie bislang zwei unterschiedliche Jahrgangsstufen besucht haben, werden sie - wenn keiner mal hängenbleibt - 2013 gemeinsam Abitur machen. Für beide beginnt mit dem neuen Schuljahr die dreijährige Oberstufe.

"Auch schultechnisch gesehen war ich bislang für Jochen die ältere Schwester, die ein Jahr weiter war. Plötzlich lernen wir nun die gleichen Themen. Ich war schon ein wenig erschrocken, wie schnell wir uns im vergangenen Schuljahr angenähert haben", bekennt Susanne. Besonders deutlich sei das in Physik gewesen. "Da hatten wir denselben Lehrer. Ungefähr mit einer Woche Verzögerung hat Jochen dieselben Hausaufgaben wie ich bekommen." Ob sie das Bruderherz da habe abschreiben lassen? "Nein, das sollte er schon selbst machen", sagt sie schmunzelnd.

Sehr froh ist sie, dass sie zum letzten Jahrgang gehört, der noch nach dem alten System Abi macht. "Für die bisherigen Neuner wird's schwer. Wir haben schließlich ein Jahr mehr Zeit gehabt, den Stoff einzuüben." Sie selbst besuchte bis vor den Ferien die zehnte Klasse.

Und Jochen? Bei dem könnte man doch annehmen, dass er sich freut, mit der älteren Schwester gleichzuziehen. Das Gegenteil ist der Fall: "Wenn wir jetzt in derselben Stufe sind, wird doch von mir erst recht verlangt, dass ich genauso schlau wie Susanne bin", mault er und räumt ein: "Sie ist ohnehin eine gute Schülerin. Ich selbst nicht." Er sei schon froh, dass auf seinem Zeugnis keine Fünf stehe.

Zumindest, was die Schule angeht, sind die Geschwister aber auch sonst recht unterschiedlich. So weiß Susanne schon recht genau, welche Leistungskurse sie wählen wird: "Definitiv Englisch, dazu wahrscheinlich Deutsch." Auch was danach komme, stehe für sie schon fest: "Ich werde Architektur studieren." So präzise kann Jochen das noch nicht sagen. "Am liebsten würde ich irgendetwas mit Musik machen, vielleicht in den Niederlanden studieren", sagt der passionierte Schlagzeuger von "Charles Fried" - im heimischen Keller probt die Band auch stets.

Eines gefällt Jochen am Turbo-Abi aber in ganz besonderem Maße nicht: "Susanne hat mit ihrer Klasse eine Abschlussfahrt nach Berlin gemacht. Das hätte ich auch sehr gerne getan. Bei uns hieß es aber, dass wegen der Verkürzung dafür die Zeit fehlt." Leer geht aber auch er nicht aus: Anfang Oktober fährt die bisherige  Stufe neun für drei Tage nach Xanten.

Abi nach zwölf Jahren

Alle Bundesländer haben die Schulzeit bis zum Abitur von 13 auf zwölf Jahre verkürzt - das letzte der drei Mittelstufen-Jahre fällt weg. In NRW greift die Reform zum neuen Schuljahr. Dann beginnt für zwei Jahrgänge (zehn und elf) die dreijährige Oberstufe. Wie bislang sind auf dem Weg zum Abitur 265 Wochenstunden zu absolvieren. Die waren bisher auf neun Jahre verteilt - künftig sind es acht.

Von Mario Emonds
Rheinische Post, 12.08.2010 (Seite C1)