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[ Berichte > Berichte für das Jahr 2011 > Bericht vom 17.07.2011 ]

Leben hautnah - Die AWO zu Gast im Biologie LK

Nach theoretisch errungenen Erkenntnissen über den Aufbau und die Genetik von Viren (genauer HI-Viren) beschlossen wir, der Biologie LK-Z 12 um Herrn Bültmann, auch das Schicksal von betroffenen Menschen mit in den Unterricht einzubeziehen.

So kam es dazu, dass eine Vertreterin der AWO, Frau Kaspar, vom AIDS-Beratungs- und Hilfedienst Hückelhoven und eine Betroffene, Petra, unserer Einladung folgten und uns am 04.07. kursintern einen tieferen Einblick in das Leben mit und rundum HIV/AIDS ermöglichten.

Impressionen vom Besuch der AWO im Biologie LK-Z 12 (Bültmann).

Nach einer kurzen Einführung von Frau Kaspar über die Entwicklung des seit den 1980er Jahren bekannten Virus, die Ansteckungsrisiken und -Quoten und die medizinischen Fortschritte, die zwar existieren aber letztlich keine Heilungschance bieten, tauchten wir in eine emotionale Diskussion mit Petra, der 1992 die Diagnose "HIV positiv" offenbart worden war.

In einer konzentrierten und stets angespannten Atmosphäre schilderte sie uns mit bemerkenswerter Offenheit ihr Leben. Dieses wandelte sich angefangen beim Drogenkonsum über die damit verbundene Prostitution (zur Suchtfinanzierung) bis hin zur lebensverändernden Schwangerschaft, die aber ebenfalls jene erschreckende Nachricht mit sich brachte.

Besonders von der Abneigung, die die Ärzte ihr gegenüber zeigten und von der Prognose, sie würde nur noch ein Jahr leben und müsse das vermutlich infizierte Kind abtreiben, zeigte sich der Kurs berührt. Ebenso betroffen machte uns die Darstellung ihrer Angst, dass ihr Sohn tatsächlich krank sein könnte. (Diese konnte aufgrund des Mangels an medizinischem Fachwissen erst nach vier Jahren behoben werden, als sich endlich herausstellen ließ, dass ihr Sohn HIV-negativ war.)

Weil sie für ihr Kind weiterleben wollte, focht sie einen unermüdlichen Kampf, bei welchem sie unter anderem an verschiedenen Studien zur Entwicklung neuer Medikamente teilgenommen hat. Von den Nebenwirkungen ist sie heute noch (teils sichtbar) gezeichnet.

Impressionen vom Besuch der AWO im Biologie LK-Z 12 (Bültmann).

Sie zeigte uns unter anderem anhand der mitgebrachten Beipackzettel von Medikamenten, dass man auch heute noch gebührenden Respekt vor dieser schrecklichen Krankheit haben muss. Genauso war es aber auch ihr Lebenswille und ihre unglaubliche Stärke, die uns beeindruckten. Allein die Tatsache, dass sie heute noch lebt, obgleich sie zunächst seit 18 Jahren tot sein sollte, ist ein Beweis dafür, und zugleich auch ein Merkmal der unglaublichen Fortschritte, die die Medizin auf diesem Gebiet gemacht hat.

Heute gibt es zum Beispiel "schon" etwa 25 verschiedene Medikamente. Und obwohl die Nebenwirkungen verheerend sind, bieten sie die Möglichkeit, das Virus temporär in Schach zu halten, im Gegensatz zu den Aussichten von noch vor 20 Jahren.

Nach diesem Gespräch, welches auf wechselseitigem Interesse beruhte, verließen wir den Raum sensibilisiert für die Krankheit selbst und für den Umgang mit Infizierten. Es waren durchweg bereichernde 90 Minuten, für die wir uns herzlich bei den Mitwirkenden bedanken, und welche wir mit Nachdruck an unsere Mitschüler weiterempfehlen würden.

Von Maite Abrahams-Hurtado und Gina Merkel