So hat alles einmal angefangen ...

Am 30. Januar 1973 beschloss der Rat der Stadt Wegberg die Errichtung eines Gymnasiums und beantragte die dafür erforderliche Genehmigung beim Kultusminister. Nach einer gründlichen Prüfung, ob für die neu zu errichtende Schule ein so genanntes Bedürfnis vorlag, wurde die Genehmigung am 15. Mai 1975 erteilt, allerdings zunächst nur für ein Progymnasium, d.h. für ein Gymnasium mit den Jahrgangsstufen 5 bis 10. Diese Teilgenehmigung entsprach zwar nicht den Wünschen der Stadt Wegberg, war aber in der damaligen Zeit üblich, weil die damalige Landesregierung im Zuge ihrer schulpolitischen Reformvorhaben alle Schüler der Klassen 5 bis 10 in integrierten Gesamtschulen oder kooperativen Sekundarstufe-I-Schulen zusammenfassen wollte.

Das neue Wegberger Gymnasium erhielt den Namen "Städtisches Gymnasium in Entwicklung für Jungen und Mädchen im Schulzentrum Wegberg". Es sollte gemeinsam mit der 5- bis 6-zügigen Gemeinschaftshauptschule Wegberg in einem Neubau, dem heutigen Gebäude des Gymnasiums, untergebracht werden.

Nachdem ein Schulleiter - Josef Hardmann - designiert, bei der Anmeldung im Februar 1976 die Mindestschülerzahl erreicht und eine Sekretärin - Frau Gertrud Stormanns - eingestellt waren, stand der Vorbereitung des Starts der neuen Schule nichts mehr im Wege. Schulbücher wurden ausgesucht und bestellt, eine Büroeinrichtung musste angeschafft werden, Klassenbücher und Zeugnisformulare waren zu bestellen, Schülermobiliar, Pulte, Kartenständer, Tafeln, Landkarten, usw., usw. galt es zu beschaffen. Die konkreten Unterrichtsvorbereitungen wurden dann in einer Vorab-Lehrerkonferenz getroffen, die mitten in den Sommerferien im Warteraum des Erkelenzer Bahnhofsgebäudes stattfand, weil das neue Schulgebäude noch nicht fertig gestellt war. An dieser Lehrerkonferenz nahmen neben Herrn Hardmann, dem Schulleiter, zwei frisch aus der Seminarausbildung kommende Lehrkräfte teil: Frau Ursula Lanske, die inzwischen stellvertretende Schulleiterin ist, und Herr Dr. Klaus Brandes. Da diese drei Lehrkräfte nur die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik, Erdkunde und katholische Religion vertraten, galt es vor allem, den fachfremden Unterricht zu verteilen. Frau Lanske übernahm den Biologie- und evangelischen Religionsunterricht, Herr Hardmann gab Latein, Geschichte, Musik und Sport. Der eigentliche Starttag der neuen Schule war dann der 27. August 1976: Für drei Lehrkräfte und 95 Schüler(innen) in drei Klassen - zwei mit Englisch, eine mit Latein als erster Fremdsprache - begann der Schulalltag in den Räumen 148, 149 und 151, und zwar als Einlieger in einer großen Hauptschule mit rund 750 Schüler(innen) und etwa 40 Lehrkräften. Das Lehrerzimmer der Hauptschule wurde von den Gymnasiallehrer(inne)n mitbenutzt. Im 16 Quadratmeter großen (besser: kleinen) Sekretariat waren zwei Sekretärinnen für zwei Schulen untergebracht. Der Hausmeister, Herr Adolf Schaffrath, war für beide Schulen zuständig. Einziger Lehr- und Lernmittelraum für alle Fächer war das Räumchen 147.

In den folgenden Jahren nahm die Schülerzahl rasant zu: Schon im zweiten Jahr kamen vier Klassen mit 132 neuen Schüler(inne)n hinzu, sodass die Gesamtschülerzahl 227 betrug. Im dritten Jahr stieg die Schülerzahl auf 362 bei vier neuen und insgesamt elf Klassen. Der endgültige Durchbruch zu einer etablierten und allseits - vom Kultusminister und den Nachbarstädten - akzeptierten Schule kam dann im vierten Jahr, dem Schuljahr 79/80. Für 192 Neuanmeldungen mussten sechs neue Klassen 5 eingerichtet werden. Dazu kamen 17 Anmeldungen für die Klasse 8 aus der aufgelösten Schule St. Ludwig in Vlodrop, sodass der erste Schülerjahrgang, der 1976 dreizügig gestartet war, nachträglich vierzügig wurde. Damit waren die Voraussetzungen für ein breites und somit konkurrenzfähiges Fächerangebot in der Oberstufe gegeben; zugleich waren damit endgültig die Vorbedingungen für die Genehmigung der Oberstufe erfüllt, die dann am 12. Februar 1980 genehmigt wurde, allerdings mit der Auflage, dass auswärtige Schüler nur bei Vorliegen besonderer Gründe aufgenommen werden durften, um die Existenz einiger Nachbarschulen nicht zu gefährden.

Die Entwicklung der Schülerzahlen verlief weiterhin positiv: Im Schuljahr 80/81 hatte die Schule 698, im Schuljahr 81/82 bereits 823 und im Schuljahr 82/83, dem Jahr des Eintritts in die gymnasiale Oberstufe, 961 Schüler(innen). Im Schuljahr 84/85, dem Jahr, an dessen Ende die erste Abiturprüfung stattfand, erreichte die Schülerzahl ihren vorläufigen Höhepunkt mit 1152 Schüler(inne)n. Zugleich war dies das Schuljahr, mit dessen Beginn die Schule ihren heutigen Namen Maximilian-Kolbe-Gymnasium erhielt. Am Ende des Schuljahres wurden 94 Abiturient(inn)en - 47 Mädchen und 47 Jungen, darunter auch einige Realschul- und Hauptschul-absolventen - die Reifezeugnisse ausgehändigt. Damit war die Aufbauphase der Schule, was die Schülerjahrgänge betrifft, abgeschlossen.

Die Entwicklung einer Schule hängt aber nicht nur von den Schülerzahlen und der Zuweisung einer ausreichenden Anzahl von Lehrkräften ab. Der gesamte Schulbetrieb muss organisiert werden, Sammlungen müssen aufgebaut und betreut werden, es gilt hausinterne Lehrpläne zu entwickeln, Wanderfahrten sind zu organisieren, usw.,usw. Bei alledem müssen sich die Lehrer(innen) nicht nur mit ihrem pädagogischen und fachwissenschaftlichen Engagement, sondern auch und vor allem mit ihrer Erfahrung einbringen. Von Anfang an haben sich deswegen Schulträger und Schulleitung bemüht, neben frisch ausgebildeten, besonders engagierten Lehrer(inne)n auch "gestandene" Lehrkräfte anzuwerben, die bereits mehrere Jahre im Schuldienst waren und über entsprechende pädagogische, fachwissenschaftliche und organisatorische Erfahrungen verfügten. Unter diesen Vorzeichen kamen in den Gründerjahren zahlreiche Lehrkräfte, die noch heute an der Schule unterrichten oder erst vor wenigen Jahren pensioniert wurden, nach Wegberg. Der Erste war Franz Holtkamp, der zu Beginn des Schuljahres 77/78 nach Wegberg versetzt wurde und dann 22 Jahre stellvertretender Schulleiter war. Ihm verdankt die Schule eine herausragende Verwaltungs- und Organisationsstruktur sowie die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung. - Im Schuljahr 78/79, dem dritten Jahr der neuen Schule, traten als "gestandene" Lehrkräfte Lieselotte Bauer, Helga Simon und Dr. Siegfried Wolf ins Kollegium ein, dazu kamen frisch aus der Ausbildung Gaby Gerigk-Kuhl, Roswitha Peters und Theodor Reuß sowie nach dem ersten Schulhalbjahr Helga Schmitz und Hans-Joachim Klemm. Frau Bauer betreut die Erprobungsstufe, Frau Simon übernahm den Aufbau der Erdkundesammlung, Herr Dr. Wolf baute die Sammlung für Geschichte auf, ist für die Organisation der Mittelstufe zuständig und verwaltet die Schulfinanzen. Frau Gerigk-Kuhl leitete den ersten deutsch-englischen Schüleraustausch, und Herr Reuß war zwölf lange Jahre für die Schulbuchbestellung verantwortlich. Frau Schmitz richtete die Theater-AG ein und leitete 12 Jahre mehrere Spielgruppen; Herr Klemm organisierte den Sportunterricht und verwaltete als Vorsitzender der Fachgruppe Sport die Sammlung der Sportgeräte. - Im Schuljahr 79/80 wurden als "gestandene" Lehrkräfte Josef Groß, Stefan Pohl, Erika Hörster und Ingrid Trantenroth-Scholz nach Wegberg versetzt, frisch aus der Ausbildung kamen Vera Billmann, Michael Kranz, Dr. Eugen Krug und Wolfgang Bley hinzu. Herrn Groß verdankt die Schule die Planung der naturwissenschaftlichen Räume im Untergeschoss sowie den Aufbau der Physik- und Chemiesammlung. Herr Kranz engagierte sich besonders für den deutsch-amerikanischen Schüleraustausch und war über zwei Jahrzehnte als Drogenberatungslehrer der stille Ansprechpartner für viele Schüler(innen) mit schulischen oder häuslichen Problemen. Frau Trantenroth-Scholz und Frau Hörster übernahmen den Aufbau der Kunstsammlung und engagierten sich besonders für die Dekorationen bei Schulveranstaltungen. Herr Dr. Krug betreut seit 20 Jahren die elektrischen Geräte der Schule, und Herr Bley sorgte dafür, dass sich die Schule als Schwimmsport-Schule Nr. 1 im Kreis Heinsberg etablierte.

Fazit: Im Maximilian-Kolbe-Gymnasium unterrichten heute noch viele Lehrkräfte, die die Gründerjahre miterlebt und mitgestaltet haben; dabei wurde Großartiges geleistet, was zum großen Teil noch heute Bestand hat.

Über die Gründerjahre lässt sich allerdings nicht nur Erfreuliches berichten; im Gegenteil, vom ersten Tag seines Bestehens an hatte das neu errichtete Gymnasium mit schwierigen Problemen zu ringen, vor allem mit der Raumnot, mit der Konkurrenz einiger Nachbarschulen und mit dem Lehrermangel.

Da das Gymnasium Jahr für Jahr um mindestens vier Klassen wuchs, die Schülerzahl der Gemeinschaftshauptschule aber zunächst nur wenig rückläufig war, tauchte schon bald die Frage auf, wo die vielen neuen Schüler des Gymnasiums untergebracht werden konnten. Zunächst versuchte man, die Raumauslastung der einzelnen Räume zu optimieren, dann wurden zusätzliche Räume durch provisorische Umbauten im Schulgebäude geschaffen, schließlich dachte man daran, die Wegberger Schulen anders auf die vorhandenen Gebäude zu verteilen. Als das Gymnasium jedoch im 4. Jahre seines Bestehens sieben neue Klassen einrichten musste, da wurde allen klar, dass weder eine Gebäudeumverteilung noch eine gemeinsame Unterbringung von Hauptschule und Gymnasium in einem Gebäude möglich waren, und zwar auch dann nicht, wenn die Hauptschule langfristig nur zwei- bis dreizügig bleiben sollte. Erst recht würde es an Räumen fehlen, wenn das Gymnasium die Oberstufe genehmigt bekommen würde. So entschloss sich der Schulträger, die Genehmigung für einen Neubau der Gemeinschaftshauptschule beim Kultusminister zu beantragen, wohl wissend, dass durch diesen Antrag die ersehnte Genehmigung für die Oberstufe gefährdet wurde, musste man doch zugeben, dass die dem Kultusminister für die Genehmigung des Gymnasiums einstmals vorgelegten Zahlen korrekturbedürftig waren. Hinzu kam noch, dass einige Nachbarstädte um die Attraktivität ihrer Oberstufen bzw. ihrer Gymnasien bangten für den Fall, dass das Wegberger Gymnasium eine Oberstufe erhielte. Nach einem nervenaufreibenden Verhandlungsmarathon gelang es schließlich Herrn Dr. Karl Fell, dem damaligen Bürgermeister und Landtagsabgeordneten, dem Kultusminister sowohl die Genehmigung für einen Neubau der Hauptschule als auch die für die Oberstufe des Gymnasiums abzutrotzen, allerdings unter Auflagen: Der Hauptschule wurden nur "kleine" Räume, so genannte Kursräume in einem Anbau zugestanden, das Gymnasium durfte - wie bereits erwähnt - auswärtige Schüler nur bei Vorliegen besonderer Gründe aufnehmen. Nun begann ein Wettlauf mit der Zeit: Würde der Anbau für die Hauptschule rechtzeitig fertig, bevor das Gymnasium voll in das Kurssystem der gymnasialen Oberstufe eintrat? Nachdem diese Frage - allerdings erst nach einem Halbjahr voller Engpässe - positiv beantwortet war, zog die Gemeinschaftshauptschule zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres 82/83 in ihren Neu(an)bau, und das Gymnasium blieb allein in seinem heutigen Gebäude zurück. Der Kursunterricht der Oberstufe konnte beginnen, die Raumfrage war gelöst.

Die 70er- und frühen 80er-Jahre waren gekennzeichnet durch einen extrem großen Lehrermangel. Dieser Lehrermangel wirkte sich besonders krass aus bei Schulen, die - wie das Wegberger Gymnasium - noch im Aufbau begriffen waren und im ländlichen Bereich lagen. Denn einerseits wurde die Lehrerzuteilung nach den Schülerzahlen des Vorjahres und nicht nach denen des laufenden Schuljahres vorgenommen, andererseits wollten viele junge Lehrkräfte nach ihrer Ausbildung nicht "aufs Land" ziehen. Hinzu kam noch eine weitere Erschwernis für die Klassenlehrer- und Unterrichtsverteilung: Viele der zugewiesenen Lehrkräfte standen nicht zu Beginn eines Schuljahres oder Schulhalbjahres zur Verfügung, weil sie erst Wochen oder gar Monate später ihre Examina ablegten. Die Folge war, dass sie ihren Unterricht in Wegberg auch erst mit wochen- oder monatelanger Verspätung aufnahmen. Dies führte dazu, dass es in den Schuljahren 77/78 bis 79/80 oft monatelang so war, dass der Schule nur ebenso viele hauptamtliche Lehrkräfte zur Verfügung standen, wie es Klassen gab; ja manchmal war die Klassenzahl sogar größer als die Anzahl der Lehrkräfte. Jeder kann und mag sich selbst ausmalen, was es bedeutete, wenn ein Lehrer krank war, was dankenswerterweise freilich höchst selten der Fall war. Die Lage entspannte sich erst mit Eintritt in die Oberstufe, als die Lehrerzuweisung nach einem anderen Schlüssel erfolgte und die Schülerzahlen landesweit zurückgingen.

Zum Schluss sei noch einiger Personen aus den Gründerjahren gedacht, denen das Gymnasium viel verdankt, ohne dass dies einer breiten Öffentlichkeit bewusst wurde bzw. bewusst ist. Zunächst ist hier Herr Peter Klinkenberg, der erste Schulpflegschaftsvorsitzende des Gymnasiums, zu nennen, der sich ungezählte Male für die Belange der Schule beim Schulträger einsetzte. Dann gilt es, an Herrn Peter Mähleke zu erinnern; er war der zweite Schulpflegschaftsvorsitzende und der erste Vorsitzende des Fördervereins; außerdem hatte er maßgeblichen Anteil daran, dass die Klasse 8 aus St. Ludwig - wie oben bereits erwähnt - zum Wegberger Gymnasium überwechselte. Und schließlich ist noch Herr Hardy Philippen, der Leiter des städtischen Schulamtes, zu erwähnen, der den Aufbau der Schule mit seinem ganzen Engagement unterstützte und immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Schule hatte.

Josef Hardmann, OStD a.D.