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Stolpersteinverlegung in Rickelrath Am Sonntag, den 26. Januar 2025, fand in Rickelrath eine Stolpersteinverlegung im Gedenken an Franz Stappers statt, einen ehemaligen Pfarrer und ein Opfer des Nationalsozialismus. Anwesend waren unter anderem Bürgermeister Christan Pape, Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran und Gunter Demnig, der Künstler, der das Projekt "Stolpersteine" in den Gang gesetzt hat. Am 02.11.1884 wurde Franz Stappers in Issum geboren. Er besuchte die dortige Volksschule und danach das Gymnasium in Emmerich. An der Universität Münster studierte er katholische Theologie. 1909 empfing er seine Priesterweihe und arbeitete fortan als Kaplan an verschiedenen Orten. Pfarrer Tran ist praktisch ein Nachfolger von Franz Stappers, der nämlich vom 30. Januar 1934 bis zu seiner Festnahme am 2. Oktober 1941 als katholischer Pfarrer in Wegberg-Rickelrath tätig war und im Angerweg 26, wo der Stolperstein jetzt liegt, lebte und arbeitete. Der Gestapo war die katholische Kirche wegen ihres Einflusses auf die Gemeindemitglieder ein Dorn im Auge. Denn von Christen, die den Willen Gottes über den Willen Hitlers stellten, war Widerstand zu erwarten. Auf vielerlei Art wurde versucht, Pfarrer zu verunglimpfen, um ihnen Autorität und Einfluss zu nehmen. Seit 1936 führte die Gestapo Ermittlungen durch, um Stappers Homosexualität nachzuweisen. Im Herbst 1942 wurde das Verfahren, nachdem keine Beweise gefunden werden konnten, eingestellt. Doch bereits im Jahr zuvor wurde Stappers festgenommen. Er gehörte zu einer Gruppe von 11 Priestern, die sich vierzehntägig trafen. Hin und wieder wurden dabei gemeinsam ausländische Sender abgehört. Einmal war auch Franz Stappers dabei zugegen. Nach den vom Gericht in Düsseldorf festgesetzten sechs Monaten Haft wurde er aber nicht entlassen. Das Urteil war den Nazis zu milde und sie brachten den Fall vor ein weiteres Gericht. Diesmal wurde Franz Stappers zu fünf Jahren Zuchthaus in der Anstalt von Lüttringhausen verurteilt. Noch in der Anstalt erkrankte Stappers, wurde medizinisch nicht versorgt und starb am 25.03.1945 an den Folgen. Er wurde am Karfreitag beerdigt. Während Christan Pape sich mit einigen Worten an die Menschenversammlung richtete, verlegte der Künstler und Erfinder der Bewegung, Gunter Demnig, den Stolperstein. 
Auf der Homepage "Stiftung - Spuren - Gunter Demnig" ist ein Zitat aus dem Talmud, einem der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums, zu finden: "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist." Dieses Zitat benutzte am Sonntag auch der Bürgermeister, als er erklärte, wie es zu dem Projekt Stolpersteine” gekommen war und wie wichtig es für die heutige Gesellschaft ist. So ist ebenfalls auf der Homepage "Stolpersteine" im Folgenden formuliert: "Wir wollen gegen die Massenvernichtung durch die Nationalsozialisten argumentieren, indem wir den gepeinigten Menschen ihren Namen, ihr Gesicht und einen Platz in der Mitte der Gesellschaft wieder zurückgeben." Als Pfarrer Tran vor der Menge sprach, äußerte er sich zu der Art und Weise, wie Herr Demnig den Stolperstein verlegte: auf Knien. Pfarrer Tran erinnerte das an den Kniefall von Willi Brandt am 7. Dezember 1970 vor dem Mahnmal zum Gedenken an den jüdischen Ghetto-Aufstand von 1943 in Warschau. Tran fand das sehr gut: So begegne man den Opfern noch am ehesten angemessen. Für eine kurze Schweigeminute bat er die Anwesenden, sich mit ihm hinzuknien. Es war ein besonderer Moment. Pfarrer Tran warnte in seiner Ansprache auch vor dem erstarkenden Einfluss des äußersten rechten Spektrums in der Politik. "Wir müssen uns fragen: Wie verhalte ich mich heute und wie verhalte ich mich morgen. Aber vor allem: Wie verhalte ich mich heute und heute ist immer." Auch Schüler*innen der Edith-Stein-Realschule und der Schule am Grenzlandring waren an der Veranstaltung beteiligt. Nachdem sie sich im Unterricht mit dem Thema auseinandergesetzt hatten, lasen sie bei der Verlegung des Stolpersteins Texte vor, die zum Nachdenken anregten. Zusätzlich hatten sie Karten zum Thema verfasst und diese bei der Veranstaltung an mit Helium gefüllte Luftballons befestigt. Es war ein ergreifender Moment, zu sehen, wie die Luftballons, vielleicht als Sinnbild für die Seelen der Opfer des Holocausts, immer höher in den Himmel stiegen. Von Mareike Brenner (Jgst. EF)
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