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[ Berichte > Berichte für das Jahr 2025 > Bericht vom 03.11.2025 ]

Nachhaltigkeitsakademie mit MKG-Beteiligung

Im Sommer 2025 hatte ich das Glück, an der Nachhaltigkeitsakademie, kurz: NAka, von JGW e.v. teilzunehmen. Die Nachhaltigkeitsakademie ist eine Schülerakademie für besonders interessierte Schüler*innen der gymnasialen Oberstufe mit Kursen zum Oberthema Nachhaltigkeit und Klimawandel.

JGW steht für Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft und ist ein Verein, der Projekte für die Förderung des Austauschs über gesellschaftliche, politische und wissenschaftliche Themen organisiert. Der Verein setzt sich hauptsächlich aus ehemaligen Teilnehmern der Deutschen Schülerakademien der Organisation "Bildung und Begabung" zusammen und veranstaltet neben der Nachhaltigkeitsakademie noch zwei weitere Akademien, die sich ebenfalls am Vorbild der Deutschen Schülerakademien orientieren und in Kooperation mit ihnen stattfinden. Das Ziel dabei ist, mehr Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen, da die Plätze begrenzt sind.

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Ich persönlich hatte vor zwei Jahren, im Sommer 2023, schon an der Juniorakademie NRW in Ostbevern teilgenommen, welche letztendlich die "kleine Schwester" dieser Veranstaltungen ist. Im Grunde gleich aufgebaut, aber für Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klasse. Nach dieser wunderschönen Zeit damals wünschte ich mir, eine ähnliche Erfahrung noch einmal machen zu dürfen. Dementsprechend war für mich früh klar, dass ich mich bewerben wollte.

Zur Auswahl standen verschiedene Akademien von Bildung und Begabung, sowie die Schülerakademie "China", die Quantenakademie und die Akademien von JGW e.v. mit jeweils verschiedenen Kursen aus unterschiedlichen Themengebieten. Nach der Kurswahl, über die man einer Akademie zugeteilt wurde, wurden die Bewerbungen überprüft.

Im Mai erfuhr ich dann, dass ich angenommen wurde. Ich bekam meinen Zweitwunsch mit dem Titel: "Is there a planet B? Auf der Suche nach Exoplaneten".

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Nach ein paar Monaten, die mit Vorbereitungen in Form von Referaten zu den Kursinhalten auf die Akademie überbrückt wurden, war es auch endlich so weit: Für die Zeit vom 19.08. bis zum 02.09. reisten insgesamt 96 Schüler*innen und 15 ehrenamtliche Kursleiterinnen und Kursleiter zur Historisch-Ökologischen Bildungsstätte Emsland in Papenburg.

In der idyllischen Umgebung Papenburgs mit einem See direkt am Haus erlebten wir einen durchstrukturierten Tagesablauf mit einem morgendlichen Plenum nach dem Frühstück, einer Vormittagskursschiene, Freizeit nachmittags vor der zweiten Kursschiene und nach dem Abendessen wieder Freizeit. Die freien Zeiten waren gleichzeitig immer KüA-Schienen (Kursübergreifende Angebote). Jede Person hatte die Möglichkeit, eine solche KüA anzubieten und im Laufe des Tages anzukündigen. Es gab eine Überfülle an Vorschlägen, weshalb viele gleichzeitig stattfanden und einem die Entscheidung schwer gemacht wurde. Einige Beispiele für Aktivitäten, die stattfanden, sind Frisbee, Stricken, Analysis, Wikipedia-Artikel schreiben, Literatur, Zeichnen und Theater.

Außerdem organisierte eine der Leiter*innen ein Orchester und zwei Chöre. Im Orchester spielten wir mit einer bunten Besetzung ein ebenso buntes Programm: "Waltz No. 2" von Shostakovich und "Don't stop Believing" von Journey.

Die Kursschienen gingen vormittags dreieinhalb Stunden und nachmittags zweieinhalb Stunden. Insgesamt kamen wir auf ca. 50 Stunden Kursarbeit, was das vertiefte Arbeiten in der Materie möglich machte. Mit einem Leistungskurs in der Schule bräuchte man über zehn Wochen, um auf das gleiche Volumen an Stoff zu kommen.

Exoplaneten (extrasolare Planeten) sind Planeten, die außerhalb unseres Sonnensystems sind. Es gibt viele verschiedene Methoden, um Exoplaneten zu finden und Eigenschaften von ihnen zu erkennen und zu berechnen. Wir beschäftigten uns sehr eingehend mit der Transitmethode.

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Diese ist die bislang erfolgreichste Methode der Exoplanetenforschung. Etwa 75 Prozent der bekannten Exoplaneten konnten mit ihr gefunden werden. Ein Transit ist ein Durchgang, es gibt also verschiedene Arten von Transits, jedoch geht es bei dieser Methode um einen Durchgang eines Planeten vor dessen Stern. Es wird also ein Stern beobachtet. Wenn ein Planet von der Erde, unserem Beobachtungsposten, aus gesehen an dem Stern vorbeizieht, verdunkelt dieser sich minimal. Lichtempfindliche Sensoren von Teleskopen können eine solche Abnahme in der Helligkeit wahrnehmen und messen. Wenn einige Male im gleichen Abstand die gleiche prozentuale Helligkeitsabnahme gemessen wird, liegt nahe, dass ein Planet dafür verantwortlich ist. Der Abstand zwischen zwei Transits ist dementsprechend die Umlaufzeit des Exoplaneten. Zusammen mit anderen Methoden, wie der Radialgeschwindigkeitsmethode, die sich die Doppler-Verschiebung im Licht des Sterns zunutze macht, können erstaunlich viele Planetenparameter ermittelt werden. Einige wenige Beispiele davon sind die Masse und der Radius, mit denen die Dichte ermittelt werden kann. Bei bekannter Dichte lässt sich schon eine Aussage treffen, ob es sich womöglich um einen Gasplaneten oder um einen Gesteinsplaneten handelt.

Dank einer meiner Kursleiter*innen, die im Moment in dem Fachbereich promoviert, hatten wir von Teleskopen gemessene Daten, die zuvor von niemandem zuvor analysiert wurden. Theoretisch hätten wir somit einen zuvor unbekannten Planeten in einem der beobachteten Planetensysteme entdecken können, dazu hat aber die Zeit leider nicht gereicht.

Wir behandelten zusätzlich zu den vielen mathematischen und physikalischen Themen zum Arbeiten in dem Bereich auch die zwei Programmiersprachen Julia und Python, um mathematische Funktionen und Transits zu modellieren.

Trotz der anspruchsvolleren Themeneinheiten machte das Arbeiten im Kurs uns sehr viel Spaß. Wir erlernten dabei wertvolle Fähigkeiten, nicht nur themenbezüglich, sondern auch im generellen wissenschaftlichen Arbeiten.

Der größte Teil des Kursinhaltes war offensichtlich naturwissenschaftlicher Natur, jedoch verdiente das Thema sich durch einen kleinen Bezug zur Ethik den Platz in der "Nachhaltigkeitsakademie". Denn Menschen stellen sich immer wieder die Frage, ob es eine zweite Erde gibt, und wenn ja, ob es je möglich sein wird, die Menschheit umzusiedeln.

Die Exoplanetenforschung hat viele Gründe, hauptsächlich das Sammeln von Informationen über das Weltall und Sonnensysteme und das Übertragen dieser Informationen auf unser eigenes Sonnensystem. Aber sicherlich gibt es auch unter den Wissenschaftler*innen die Teilmotivation, der eventuellen Weltraumkolonialisierung. Wir hatten in der Kursgemeinschaft immer wieder interessante und unterhaltsame Diskussionen darüber und über die möglichen ethischen Probleme im Bezug auf die Nachhaltigkeit.

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Insgesamt gab es auf der Akademie noch fünf weitere Kurse. Neben unserem Kursinhalt gab es noch die Kurse "Stay Grounded", "Hello World", "Navigating Uncertainty", "Politik. Macht. Klimaschutz" und "Nachhaltige Welternährung".

Ein Rotationstag ermöglichte Allen den Einblick in die anderen spannenden Inhalte, die sich die Anderen erarbeiteten.

Statt der normalen Tagesstruktur fanden an manchen Tagen Extra-Veranstaltungen statt, wie eine Exkursion, ein Abendvortrag, und einen Zukunftsabend, bei dem man sich bei den verschiedenen Kurs- und Akademieleiter*innen nach möglichen Studienfächern und ähnlichem erkundigen konnte.

Zudem gab es eine zweitägige Projektarbeit, für die wir in andere, kleinere Gruppen geteilt wurden. Diese Projektarbeit sollte einen stärkeren Bezug zur Umwelt haben, am Abend des zweiten Tages wurden die Ergebnisse dem Rest der Akademie vorgestellt. Meine Gruppe beschäftigte sich mit der CO2-Bilanz der NAka. Dafür sammelten wir durch Umfragen bei den Teilnehmer*innen und Nachfragen bei der Unterkunft Informationen zu beispielsweise der Anreise und zum Stromverbrauch. Daraus berechneten wir einen überschlagenen ökologischen Fußabdruck und konnten so den Earth-Overshoot-Day einer ganzjährigen NAka berechnen. Wir kamen auf das stolze Ergebnis, dass unser Earth-Overshoot-Day nicht existiert. Das Ziel, nachhaltig zu leben, war also hiermit erreicht.

Am letzten Tag vor der Abreise fand ein abschließender "Bunter Abend" statt, bei dem die Chöre und das Orchester ihr erarbeitetes Programm vorführten, und Ergebnisse verschiedener KüAs vorgestellt wurden. Der Abend klang bis tief in die Nacht mit einer gemeinsamen Feier aus.

Am Tag darauf hieß es nach zwei Wochen Zusammengehörigkeit Abschied nehmen. Trotz gemischter Gefühle, dass die Akademie vorbei war, überwiegt die Freude über die positiven Erinnerungen.

An dieser Stelle möchte ich Frau Keite und Frau Rüth herzlich danken, denn ohne ihre Unterstützung bei der Organisation des Bewerbungsprozesses wäre eine Teilnahme nicht möglich gewesen.

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Die Zeit an der Akademie war eine unglaublich bereichernde Erfahrung für mich. Ich habe zahlreiche coole Menschen kennengelernt, mit ähnlichen Interessen und Motivationen. Seit Ende der Akademie ist schon ein Nachtreffen geplant, ich kann mich also darauf freuen, viele Leute wiederzusehen.

Von Mareike Brenner (Jgst. Q1)