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[ Berichte > Berichte für das Jahr 2007 > Bericht vom 27.10.2007 ]

Eine beeindruckende Frau

China Keitetsi hat in zwei Büchern ihr Leben und Leiden als Kindersoldatin in Uganda beschrieben. Jetzt kam sie auf Vermittlung eines Schülers zu einem Lesungs- und Informationsabend ins Wegberger Kolbe-Gymnasium.

Prasanna Varatharajan und China KeitetsiIm sonst durch laute und ausgelassene Schüler belebten Pädagogischen Zentrum des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums wurde es ganz still. Unvorstellbar waren die Schilderungen der ehemaligen Kindersoldatin China Keitetsi für die rund 80 Besucher im PZ. Auf Einladung des Gymnasiasten Prasanna Varatharajan, der die beiden Bücher von China Keitetsi über ihr Leben als Kindersoldatin gelesen hatte, war die Autorin nach Wegberg gekommen.

Beeindruckt vom Schülerinteresse

"Es hat mich tief beeindruckt, dass ein 17-Jähriger sich so mit dem Thema Kindersoldaten auseinandersetzt und daher bin ich heute sehr gerne hier, um ihnen von meinem Leben zu erzählen", sagte China Keitetsi. Zunächst informierte Dietrich Rentrop von UNICEF - die Organisation engagiert sich schon seit Jahren für die Wiedereingliederung von Kindersoldaten ins normale Leben.

Im Alter von neun Jahren wurde die aus Uganda stammende China Keitetsi zur Kindersoldatin gedrillt. Zehn Jahre lang funktionierte sie wie eine Maschine, wie sie selber sagte. "Ich wusste nicht mehr, was es heißt, Entscheidungen zu treffen, wie es sich anfühlte, ein Mädchen zu sein, denn sie rasierten mir die Haare und gaben mir ein Gewehr", schilderte Keitetsi. Sie habe sich gefühlt wie ein Grashüpfer, der in einem Glas gefangen und dessen Deckel dann verschlossen wurde. Eine Schülerin las dazu passend eine Passage aus dem erstem Buch "Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr" vor. Während China Keitetsi danach wieder persönlich von den Ängsten dieser Zeit sprach, war sie sehr gefasst und ruhig. Ihre braunen Augen drückten beides aus, die Angst, aber auch das Glück, das ihr zuteil wurde. "Ich kann es nur immer wieder sagen: Ich hatte Glück. Ich lebe und kann sogar mit meinen Kindern zusammenleben."

Durch die Hilfe des Flüchtlingskommissariats der Uno gelang ihr 1999 die Flucht nach Dänemark, wo sie noch heute mit ihrem Sohn Moses (16) und ihrer Tochter Destiny (12) lebt. Als sie über ihre Kinder sprach, lächelte China Keitetsi und appellierte an die Schüler, sich bewusst zu machen, welches Glück sie haben, zu ihren Eltern, "Mama" und "Papa" sagen zu können. Nach ihren Erzählungen, die von drei Schülern sehr kompetent vom Englischen ins Deutsche übersetzt wurden, blieb Zeit für Fragen und das Signieren der Bücher.

Die Veranstaltung war für alle Anwesenden eine Bereicherung. Und Ulrich Kirch, der den Abend gemeinsam mit Prasanna organisiert hatte, sprach aus, was viele dachten: "Eine beeindruckende Frau!"

Keitetsi im Unterricht

Auf Bitte des Gymnasiums besuchte China Keitetsi gestern auch zwei Leistungskurse (LK) der Oberstufe, um mit den Schülern über ihre Erlebnisse als Kindersoldatin zu sprechen. Die Schüler des Englisch- und des Pädagogik-LK empfanden die zwei Unterrichtsstunden als sehr authentisch und nachhaltig prägend.

Von Steffi Mager
Rheinische Post, 26.10.2007