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Projektkurs veröffentlicht Buch

Nationalsozialismus - bei diesem Begriff kommen den meisten von uns zuerst Begriffe wie Hitler, der Antisemitismus und die Konzentrationslager in den Sinn. An kleinere Ortschaften und deren "braune" Vergangenheit denkt man eher weniger, doch diese gab es durchaus und brachte nachhaltige Veränderungen für die Bevölkerung mit sich. Um diese Auswirkungen und deren Folgen in Erinnerung zu bringen, hat sich ein Projektkurs am Maximilian-Kolbe-Gymnasium Wegberg unter der Leitung seines Geschichtslehrers Jürgen Tenbrock über ein Jahr hinweg intensiv mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Wegbergs befasst. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn aus einer schulischen Projektarbeit wurde nun ein Buch, das vor Kurzem offiziell der Öffentlichkeit und der Presse vorgestellt wurde. Vor den Augen von Landrat Stephan Pusch, Bürgermeister Reinhold Pillich, zahlreichen Zeitzeugen, Mitgliedern des Heimatvereins und einigen Sponsoren erläuterten die Schüler ihre Arbeit und das entstandene Produkt.

Das inhaltlich und optisch hochqualitative Buch "Braunes Wegberg" gliedert sich in verschiedene Kapitel, die sich jeweils mit einem tragenden Aspekt des Nationalsozialismus in Wegberg befassen. So erfährt man im Abschnitt "Christ oder Deutscher", wie sich die Lage der Kirche darstellte, denn durch die Ideologie des Nationalsozialismus wurde es sehr schwierig, als Kirchenmitglied nicht in die Isolation zu geraten. Jedoch gab es einen starken Widerstand, der von Geistlichen ausging, wofür viele harte Strafen wie mehrjähriges Zuchthaus verhängt wurden. In einem anderen Kapitel gehen die Autoren gezielt auf den Aufstieg der NSDAP in der Region ein, der sich über einen längeren Zeitraum vollzog. Denn über Jahre hinweg war die damalige Zentrumspartei stärkste Kraft in Wegberg und konnte ihre Stellung auch noch kurze Zeit nach Hitlers Machtergreifung behaupten. Jedoch initiierten die Nationalsozialisten eine Hetzkampagne auf den letzten demokratischen Bürgermeister Reuber und bezichtigten ihn des Amtsmissbrauchs. Kurz darauf kam die NSDAP auch in Wegberg an die Macht und konnte ihre Fänge nun völlig und in alle Richtungen ausbreiten.

Mit beachtlicher fachlicher Kompetenz konnten die Schüler von ihrer Recherche in den Archiven der Stadt, des Landes und des Bundes berichten und erzählten von ihrem Bedürfnis, mehr über die Schandtaten der Nazis ans Licht zu bringen. So beschlossen sie einvernehmlich, sich trotz einer gewissen Gefahr, die sie durch neonazistische Gruppierungen im Kreis Heinsberg befürchteten, mit ihrem Buch an die Öffentlichkeit zu wenden. Breite Unterstützung erhielten sie bei ihrem Vorhaben von vielen Sponsoren, darunter die Kreissparkasse Heinsberg, mehrere hiesige Firmen und diverse anonyme Spender. Um die hochwertige grafische Gestaltung des Buches kümmerte sich Michael Körner, erfahrener Designer aus Wegberg. So konnte es nun in einer Auflage von anfangs 500 Exemplaren veröffentlicht werden (ist bereits vergriffen). Die bereits vergriffene Auflage macht noch einmal deutlich, dass es ein hohes Interesse in Wegberg gibt, das Thema "Nationalsozialismus in Wegberg" aufzuarbeiten und der Opfer zu gedenken.

Anschließend an die Präsentation gab es noch Zeit für Fragen und angeregte Diskussionen, die ein Großteil der Anwesenden sehr produktiv nutzte. Abschließend muss noch einmal auf das außerordentliche Engagement der Schüler hingewiesen werden, für das sie zahlreiche Lobesworte aller Beteiligten erhielten. Zu guter Letzt dankten die Schüler ihrem Projektleiter Jürgen Tenbrock, ohne dessen Initiative und Unterstützung es nicht möglich gewesen wäre, das Ganze in einem solchen Umfang auf die Beine zu stellen.

Von Fabian Köntges (Jgst. 10)