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Prosa, Lyrik und Experimentelles

Manche Beiträge beim sechsten Literaturwettbewerb am Wegberger Gymnasium rüttelten die Zuhörer offensiv auf.

Jan-Luca Paumer auf der Bühne von "Sklave der Schrift" , dem inzwischen sechsten literarischen Wettstreit am Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Wegberg. (RP-Foto: Jürgen Laaser)

Alle 21 Schüler des Literaturkurses der Jahrgangsstufe zwölf am Maximilian-Kolbe-Gymnasium hatten für den sechsten Wettbewerb "Sklave der Schrift" eigene literarische Beiträge verfasst. Lehrer Christoph Görner hatte sie ein Stück dabei angeleitet, ihnen aber im Folgenden bei Stil- oder Themenwahl freie Hand gelassen. So waren es ganz unterschiedliche Themen, die die Vortragenden dem Publikum im Pädagogischen Zentrum in freier Prosa, lyrisch unter anderem in Reimform sowie als Essay näherbrachten. Wichtig waren dabei in erster Linie die Bühnenerfahrung und der Vortrag eigener Texte und weniger die offensive Darbietung, die bei Poetry-Slams vorherrscht.

Bewertet werden sollten die Akteure dennoch im Anschluss: Alle Zuhörer waren aufgefordert, ihrem Favoriten einen Legostein zu geben - der mit den meisten erhielt den Publikumspreis. Zudem stand eine Bewertung durch eine Jury an: Susanne Goga-Klinkenberg begleitet den Wettstreit mit viel Spaß seit Beginn an, und Volker Hein war gespannt, in welcher Weise die Schüler mit Worten jonglieren würden.

Immer mit kurzen Beiträgen von den Moderatoren Julia Wingertszahn und Felix Kirch vorgestellt, trat ein Zwölftklässler nach dem anderen vor das Mikrofon und präsentierte seine Werke. Vielfach spielte die sie prägende Zeit der Abiturvorbereitung mit hohem Arbeitsaufkommen und empfundenem Druck in die Ausführungen rein. Überlegungen zu allgemeingültigen Werten, zum menschlichen Bewusstsein und zur Beziehung zu Gott kamen ebenso zur Sprache. Oder politische Aussagen und Appelle für Chancengleichheit von jungen Leuten oder Nächstenliebe. Julia Jetten etwa stellte die Eigenschaften von Reichtum der vorurteilsfreien selbstbestimmten Lebensweise gegenüber. Bildhaft skizzierte sie die scheinbaren Probleme des jungen Besitzers eines nicht ganz aktuellen Smartphones im Vergleich zu denen eines ebenfalls 14-Jährigen, der zur Herstellung der benötigten Geräteteile unter widrigen Bedingungen arbeiten muss.

Die Metapher von Radiofrequenzen für zwischenmenschliche Beziehungen, mit Rauschen und Herumschalten, hatte Julia Heinen für ihren Prosatext gewählt. Mit nachvollziehbarer und pointierter Aussage - sie erreichte im Anschluss bei der Jury den dritten Platz. Auf Platz zwei setzten die beiden Juroren Kilian Brand, der mit dem Schildern von Rauscherlebnissen mit Kaffee und illegalen Drogen das Publikum in seinen Bann gezogen hatte. Sowohl die Juroren als auch die Zuhörer riss Marisa Vogel in ihrem Vortrag regelrecht mit. In aufrüttelnder Weise verlangte sie nach freier persönlicher Entfaltung neben Lernzwang und Karrieredenken sowie bat sie leidenschaftlich die Verantwortlichen, das Schulsystem für nächste Generationen bestmöglich zu gestalten.

Von Nicole Peters
Rheinische Post, 05.02.2018 (Seite C3)