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MINT-EC-Camp "Hightechmaterial Papier" in Hobbach

Papier - ein Alltagsgegenstand, den jeder kennt, egal ob als Lektüre in der Schule, als Haushaltspapier in der Küche oder bald vielleicht auch als Baumaterial für Häuser. Wir sind auf Papier angewiesen, doch was ist das überhaupt? Wie wird dieser doch so unauffällige Stoff hergestellt? Oder was ist in naher Zukunft mit Papier alles möglich? Das alles sind Fragen und Themen, die im MINT-EC-Camp "Hightechmaterial Papier" geklärt werden.

Das Camp fand in Hobbach, einem kleinen Ort im Spessart, statt. Wir waren mit insgesamt 22 Personen - 19 Schüler, 2 Betreuer und ein MINT-EC-Alumni - im Schullandheim Hobbach, wo wir uns vier Nächte lang aufgehalten haben.

Am Tag der Anreise startete das Camp mit einer Wanderung durch den Wald, um der Herstellung des Papiers auf die Spur kommen zu können und den Ort Hobbach sowie den Spessart besser kennen zu lernen. Mit den schönen Eindrücken des Spessarts fingen auch die ersten Gespräche während der Wanderungen an, wodurch man sich kennen lernte, denn alle 19 Schülerinnen und Schüler kamen aus verschiedenen Schulen deutschlandweit. Ich war wirklich verwundert, wie unterschiedlich wir alle waren. Selbst die Sprache war von Person zu Person aufgrund der verschiedenen Dialekte anders, als man es gewohnt ist.

Impressionen vom MINT-EC-Camp "Hightechmaterial Papier".

Nach der Wanderung gab es ein gemeinsames Abendessen. Im Anschluss wurde ein sogenanntes Kennenlern-Plenum durchgeführt. In diesem sammelte man alle Eindrücke des Tages und spielte Gruppenspiele, um sich besser kennen zu lernen. Das Ganze wurde von den zwei Betreuern organisiert. Später am Abend wurde die Leitung von unserem Alumni übernommen. Bis spät in die Nacht hielten die Gespräche und die Spiele an. Dies war zwar einerseits anstrengend, doch es wurde viel gelacht und viele Kontakte wurden geknüpft. Ich persönlich habe mich direkt sehr wohl gefühlt. Trotz verschiedener Schulen, Bräuche oder auch Interessen hat man sich mit allen verstanden und wurde in die Gruppe integriert.

Der nächste Tag begann mit einem gemeinsamen Frühstück und dem Aufbruch zur Technischen Universität Darmstadt, um sich dort dem Fachgebiet Papierfabrikation zu widmen. In einer Präsentation eines Professors der Universität wurden die grundsätzliche Papierherstellung, die Nachhaltigkeit von Papier (Recycling-Papier) und der Nutzen von Papier in der Zukunft geklärt. Sehr interessant war es zu erfahren, was alles mit Papier möglich ist. Beispielsweise ist es heutzutage möglich, den Papier-Zellstoff ähnlich wie bei Kunststoff in einer Art 3D-Drucker in gewünschte Formen zu bringen. In naher Zukunft sollen auch Häuser mit Papier-Baumaterial gebaut werden. Darauffolgend wurde uns die Universität gezeigt. Es gab beispielsweise eine Miniaturausgabe einer Papiermaschine und auch einen kleinen Raum, wo man sehen konnte, wie das Haus der Zukunft aus Papier aussehen könnte.

Am Nachmittag starteten wir die ersten Experimente. In Kleingruppen wurden Reißfestigkeit, Saugkraft oder auch Optik von verschiedenen Papieren auf die Probe gestellt, um so auch die Bedeutung dieser Eigenschaften für den Alltag ergründen zu können. Meine Gruppe konnte aus einer vorbereiteten Zellstoff-Suspension eigenes Papier herstellen. Es war für jeden ein kleines Highlight, das selbstgemachte Papier in den eigenen Händen halten zu können.

Zurück im Schullandheim standen ein gemeinsames Abendessen, ein weiteres Kennenlern-Plenum sowie ein gemütlicher Abend am Lagerfeuer auf dem Plan. Direkt nach dem Plenum machten wir uns alle gemeinsam auf in Richtung Feuerstelle. Dort wurden leckere Marshmallows am Lagerfeuer gegrillt, Chips geknabbert und Gummibärchen vernascht. Es war ein perfekter Ausklang des Tages. Am Ende saßen wir alle gemeinsam im Gruppenraum und spielten Werwolf oder weitere Kartenspiele.

Impressionen vom MINT-EC-Camp "Hightechmaterial Papier".

Am Dienstag drehte sich alles um die Frage, wie aus einem Holzstamm aus dem Wald ein dünnes, weißes Blatt Papier entsteht. Um diese Frage zu klären, sind wir zu SAPPI Stockstadt gefahren, einem der größten Papierhersteller in Deutschland. Im Werk angekommen, wurden wir freundlich empfangen und zu einem Besprechungsraum gebeten. Dort gab es eine kleine Präsentation zu der Arbeitsweise und den Aufgaben von SAPPI. Danach begann die Betriebsbesichtigung, bei der wir die Papierherstellung Schritt für Schritt nachvollziehen konnten. Verschiedenste Verfahrenstechniken wurden erklärt und auch direkt an Skizzen sowie an den echten Maschinen gezeigt. Es ist sehr erstaunlich, wie viele Arbeitsschritte sowie Arbeitsstunden in so einem Blatt Papier stecken.

Nach der Führung und einem anschließenden Mittagessen ging es ins Hanns-Seidel-Gymnasium in Hösbach. Hier führten wir einige praktische Arbeiten rund um das Papier durch. Uns wurde ein Versuchsheft zur Verfügung gestellt, um nicht nur die Ergebnisse zu sammeln, sondern auch die chemischen Hintergründe zu verstehen. Alle Versuche wurden unter Beobachtung von zwei Lehrerinnen des HSG durchgeführt. Letztlich kann man sagen, dass das teils eigenständige praktische Arbeiten eine perfekte Alternative zum theoretischen Teil während des Camps war.

Impressionen vom MINT-EC-Camp "Hightechmaterial Papier".

Am letzten Tag des Camps besuchte uns eine Lehrerin des Hanns-Seidel-Gymnasiums für einen Workshop rund um das Thema "Papierschöpfen und Kunst mit Papier''. In kleinen Gruppen mit bis zu fünf Schülern konnte man entweder sein eigenes Papier schöpfen oder Origami falten ausprobieren.

Beim Papierschöpfen wurde eine Art Zellstoff-Suspension aus Toilettenpapier vorbereitet, die dann durchgesiebt wurde, um eine dünne Schicht Zellstoff zu erhalten. Diese Schicht wurde so lange gepresst und getrocknet, bis keine Flüssigkeit mehr vorhanden war. So leicht sich das anhört, es war sehr knifflig, diese dünne Schicht Zellstoff nicht zu beschädigen und somit das Endprodukt unbrauchbar zu machen. Es entwickelte sich ein Ehrgeiz, das perfekte Papier herzustellen.

Beim Origamifalten war Kreativität und Fingerspitzengefühl gefragt. Jeder versuchte, sein Bestes zu geben, und obwohl man so etwas vielleicht noch nie gemacht hatte, war jedes Ergebnis ein kleiner Erfolg.

Impressionen vom MINT-EC-Camp "Hightechmaterial Papier".

Im Anschluss folgten die Zertifikatverleihung und ein letztes Zusammenkommen. Zwar dauerte das Camp vier Tage, aber die Zeit verflog wie im Nu bei all den interessanten Arbeiten und Aktionen. Ich bin froh, an diesem Camp teilgenommen zu haben! Es war mein allererstes MINT-EC-Camp. Ich lernte viele neue Menschen kennen und sammelte neue Erfahrungen, die ich mit nach Hause nehmen durfte. Alles in allem war es ein superspaßiges Camp nicht nur mit schönen Erinnerungen, sondern auch mit neuem Wissen über das Hightechmaterial Papier. Ich persönlich kann jedem nur raten, an einem MINT-EC-Camp teilzunehmen. Es ist eine perfekte Möglichkeit, etwas zu lernen, neue Erfahrungen zu machen, aber auch Menschen aus ganz Deutschland kennen zu lernen. Wenn man die Chance hat, an so einer großen Aktion teilzunehmen, sollte man diese auch nutzen.

Von Annika Stamms (Jgst. Q1)