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Zeugen der Geschichte im MKG Wegberg

SchülerInnen der Jahrgangsstufe 10 während des ersten Vortrages der ZeitzeugenNormalerweise wird der Gong zur Pause von Schülern herbei gesehnt. Doch diesmal störte er. Das Klappern der Türe zum Gang, der Trubel der Mitschüler, die sich von einem Klassenraum zum nächsten begaben, störten auch. Denn in dem großen Raum im zweiten Stock des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums befanden sich die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 12 mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs.

Es waren nicht die politischen Ereignisse oder die militärischen Aktionen, die sie gebannt zuhören ließen. Es waren die ganz persönlichen Geschichten von drei Männern. Klaus Kriegler, ehemaliger Lehrer der Schule, Jakob Quasten aus Klinkum und der frühere Weg-bergen Bürgermeister Fritz Jakobs erzählten von ihren Erlebnissen in den letzten Kriegs und ersten Friedenstagen. Die Fachschaft Geschichte hatte anlässlich des Kriegsendes vor 60 Jahren zu der Veranstaltung eingeladen.

Klaus Kriegler, Hans-Jürgen Knubben (Fachvorsitzender Geschichte) und Fritz Jacobs während des VortragsKlaus Kriegler erzählte von der "Odyssee von Sachsen nach Niedersachsen", die er als kleiner Junge mit seiner Familie erlebte. Vor allem die Weisheit und der Mut seiner Mutter, die alles in Bewegung gesetzt hatte, um die unsichere russische Besatzungszone gerade noch rechtzeitig zu verlassen, beeindruckten. Doch auch das schwierige Verhältnis der Flüchtlinge zu den Einheimischen kam bei seinem Bericht nicht zu kurz. Fritz Jakobs tat zu der Zeit seinen Dienst als 20-jähriger Soldat in Westpreußen. Besonders die Details in seinen Erzählungen ließen die Schüler mucksmäuschenstill zuhören, von seiner Gefangenschaft und der Rückkehr nach Klinkum. Jakob Quasten erlebte dort das Kriegsende und den Einmarsch der Amerikaner am 27. Februar, weil er als schwerst Kriegsversehrter nicht mehr im Militärdienst war. "Die wenigen Familien, die in Klinkum geblieben waren, durften das Haus, in dem sie zusammen untergebracht waren, nicht verlassen", erzählte er. Was genau in Klinkum passiert sei, habe niemand mitbekommen.

Beifall gab es von den Schülern für die Zeitzeugen, die ihnen die Geschichte so authentisch nahe gebracht hätten. Ihre Fragen zeigten, dass das Interesse weniger dem Kriegsende gilt, als vielmehr dem Beginn. "Sind Sie freiwillig in den Krieg gezogen?", "Wie haben Sie das erlebt, als Hitler an die Macht gekommen ist?" und "Was wussten sie während des Krieges von den Juden-Verfolgungen?" waren die Dinge, die sie wissen wollten, und dafür auch gerne noch länger an der Veranstaltung teilnahmen.

Ausstellung im PZAusstellung der Fachschaft Geschichte im PZ

"Niederlage oder Befreiung?" - mit der Frage beschäftigt sich die Ausstellung der Fachschaft Geschichte im Pädagogischen Zentrum des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums. Mit Fotos, Texten und DVD-Dokumentationen werden das Ausmaß der Zerstörung und die Eindrücke der Menschen im Frühjahr 1945 gezeigt. Sie noch bis Freitag, 20. Mai, während der Schulzeit zu sehen.

Quelle: Rheinische Post, 10.05.2005
Bericht: Kerstin de Haas