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Antike - frisch geliftet

Frauen von heute kennen das: Wenn die Haut schlapp macht, eine Falte die nächste jagt und das Gesicht längst nichts mehr mit einem knackig-saftigen Pfirsich gemeinsam hat - dann lässt man sich liften, und alles ist wieder so wie in jungen Jahren. Mit solchen Problemen der Vergänglichkeit hatte die schöne Helena aus der Antike bestimmt nicht zu kämpfen. Deshalb (und mangels medizinischer Kenntnisse) gab es wohl im Lateinischen das Wort "liften" nicht. Bis jetzt. Eine Schülergruppe vom Maximilian-Kolbe-Gymnasium hat sich aufgemacht, das angestaubte Image der Lateiner gehörig aufzupolieren.

Die Latein-Truppe auf der Eingangstreppe des Roten Rathauses in Berlin.

Mit ihrem szenischen Spiel "Herzblatt - Quomodo Felix, adulescens Coloniae natus, feminam pulcherrimam et dulcissimam elegerit" haben die fünf Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a am Bundeswettbewerb Fremdsprachen 2006 teilgenommen. Es dreht sich um Felix, der in der TV-Show "Herzblatt" eine Partnerin sucht. Drei Frauen aus der Antike, die ihrem tristen Dasein in der Unterwelt entgehen wollten, erwarten ihn: Helena, Cleopatra und die Göttin Proserpina. Wie in der Original-Show müssen die Kandidatinnen Fragen beantworten. Ihre Antworten aber eröffnen wieder neue Szenen, die auf mythologischen und geschichtlichen Hintergründen aufbauen.

Alles das haben Katrin Amend, CarolinArnolds, Yves Büttner, Lianna Dürselen und Maja Lehmann (unterstützt von Pierre de Brouwer (7a) und rund 15 Statisten des Jahrgangs 10) mit ihren Lehrerinnen Frauke Hanebeck und Christina Portz in vielen Stunden Arbeit auf Latein getextet, einstudiert, gespielt und gefilmt. Mit großer Begeisterung. "Die Antike mit der Gegenwart zu verbinden und so die Geschichte aufzufrischen macht einfach Spaß", sagt Carolin mit Stolz.

Zu Recht, denn der eingereichte DVD-Beitrag wurde von der Wettbewerbs-Jury auf Landesebene mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Dort war die Schule schon oft erfolgreich. Diesmal aber gab es zudem noch eine Einladung zum Bundessprachenfest in Berlin. 38 Gruppen (alte und neue Sprachen) konkurrierten um den ersten Platz der Bundesjury. Nur haarscharf sind: die Wegberger am Gesamtsieg vorbeigerutscht.

Dafür haben sie drei Tage Berlin erlebt und den Frauen aus der Antike sozusagen posthum etwas beigebracht: "cutem levare" heißt es nämlich in ihrem Stück, als sich die Ladys ganz unfein anzicken. Was soviel bedeutet wie "die Haut heben", also liften lassen.

Auf Bundesebene bekamen die Wegberger den 1. Preis des Deutschen Altphilologenverbandes und den 4. Preis der Schülerjury. Ihr Beitrag wird in Kürze in der Online-Zeitschrift "Pegasus" veröffentlicht. Als einziges Gymnasium im Umkreis hat das Maximilian-Kolbe-Gymnasium derzeit Eingangsklassen mit Fremdsprache Latein.

Kerstin de Haas (Rheinische Post)