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[ Berichte > Berichte für das Jahr 2011 > Bericht vom 22.09.2011 ]

Zeitzeugen sprechen über den Mauerbau

Mit dem Mauerbau am 13. August 1961 beschäftigte sich der Themenabend der Fachschaft Geschichte, zu dem fünf Zeitzeugen eingeladen waren. Diese fünf Gäste, die alle im Osten Deutschlands geboren wurden, berichteten ausführlich über ihre Erlebnisse an diesem Tag, der ein einschneidendes Ereignis in der Geschichte Deutschlands war.

Impressionen vom Zeitzeugenabend.

Denn von diesem Tag an war Deutschland endgültig geteilt und die Bürger der DDR hatten keine offizielle Möglichkeit mehr, aus dem Staat zu emigrieren. Sowohl Michael Kranz als auch Emmi Hüpkes-Klingen waren am Tag des Mauerbaus bereits in Westdeutschland, da sie mit ihren Eltern rechtzeitig fliehen konnten. Michael Kranz, Lehrer am MKG-Wegberg, wurde an besagtem Tag um vier Uhr morgens von seinem Vater geweckt, den er aufgrund dieser Nachricht "das einzige Mal in seinem Leben weinen sah", so Kranz.

Auch die anderen Gäste berichteten unter der Moderation von Marita Dewies und Jürgen Knubben von ihren Eindrücken dieses Tages. Für Hüpkes-Klingen bedeutete dieser Tag, dass sie mit ihrer Mutter von der restlichen Familie getrennt wurde, die noch in Berlin geblieben waren. Denn um der Familie die Flucht zu ermöglichen, wollten Vater und Schwester aus Berlin nach Essen nachkommen. Nach dem Bau der Mauer hatte sie bis Ende August keinen Kontakt zu den Verwandten und musste in der Ungewissheit leben, ob diese es geschafft hatten. Die Flucht schilderte Hüpkes-Klingen als schwierig und sie habe lange braucht, um damit fertig zu werden. Sie bedauerte sehr, dass "sämtliche soziale Kontakte abgebrochen waren und sie wieder neu die Schule beginnen musste".

Impressionen vom Zeitzeugenabend.

Dagegen war Klaus Romanskis Leben von der Mauer weniger beeinflusst. Er empfand es zwar als "Problem eingemauert zu sein", man hätte sich damit aber zurecht gefunden. "Die Freiheit, sich zu bewegen, hatte man uns genommen. Aber im Kopf konnte man frei sein." Im Gegensatz zu den anderen Zeitzeugen blieb er in der DDR und arrangierte sich mit dem System, auch wenn er die Ideologie nie unterstütze. Am 13. August befand er sich in Dresden, wo er sein Studium abschloss. Aus diesem Grund zog er es vor in seiner Heimat zu bleiben, anstatt im Westen von vorne zu beginnen.

Auch der Zuschauer Teschner äußerte sich als jemand, der in der DDR geblieben war. Er beschrieb seine Arbeit als Grenzsoldat und den Zwang, unter dem auch er als Grenzer stand. Denn hätte er seinen Dienst nicht erfüllt, oder hätte er nicht geschossen, hätte er in das Gefängnis gemusst, so Teschner. Das Recht daneben zu schießen, hätte ihnen aber keiner nehmen können.

Impressionen vom Zeitzeugenabend.

Gisela Johlke widersprach jedoch den positiveren Schilderungen der anderen Gäste, da ihr die DDR "verhasst gemacht wurde". Mit 16 Jahren war sie mit ihren Eltern von Polen in die DDR und von dort aus in den Westen Deutschlands gezogen. Doch durch Verwandte im Osten, lernte sie während ihrer Besuche das System kennen und verabscheute es. Aus diesem Grund empfand sie den Mauerfall auch "als ein unverhofftes Glück".

Die meisten Zeitzeugen erlebten den Mauerfall als eine Überraschung. Horst Lüdtke, der mit 22 Jahren floh "hatte sogar nicht mehr daran geglaubt". Er reiste bei Nacht auf dem Motorrad nach zur Grenze zwischen Berlin West und Ost und schlug sich anschließend zu Fuß durch Gärten, Bäche und Stacheldraht. In der BRD wurde er dann aber so freundlich empfangen, dass er nicht einmal die Trennung von seiner Familie als sehr schmerzlich empfand.

Alle fünf Gäste waren sich darüber im Klaren, dass die DDR und natürlich auch der Mauerbau am 13. August 1961 ihr Leben stark geprägt haben. Die nachfolgenden Generationen beeinflusste dieser Abschnitt in der Geschichte ihrer Eltern sehr. So schilderte der Zuschauer Benjamin Jackszis die spektakuläre Flucht seines Vaters, der durch einen Tunnel nach Westberlin gelangte. Von einem porösen Lichtschacht in einem Trafohäuschen aus grub der Mann mit etwa acht Metern den kürzesten Tunnel der DDR-Geschichte. Nur durch das Glück, dass die Wachtürme in der Umgebung zu diesem Zeitpunkt nicht besetzt waren, überlebte Jackszis' Vater.

Impressionen vom Zeitzeugenabend.

Die aufmerksamen Zuhörer folgten den Schilderungen interessiert und stellten viele Fragen an die Beteiligten. Die Zeitzeugen waren zunächst etwas erstaunt über die Menge der Gäste, sie schilderten aber lebendig ihre Erinnerungen und ließen die Gäste lebhaft an ihren Empfindungen teilhaben.

Die Veranstaltung wurde von allen Beteiligten als voller Erfolg empfunden und brachte viele neue Blickwinkel und Denkansätze.

Von Laura Dewies