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Deutsch

Deutsch in der Sekundarstufe I

Wissenserwerb vollzieht sich im Deutschunterricht der Sekundarstufe I im Wesentlichen auf der Grundlage des Umgangs mit Texten und Informationen aus Texten (Literatur und Sachtexte) und Medien (Fernsehen und Internet). Eine Weiterentwicklung des Wissens setzt das Wahrnehmen der Differenz zwischen eigenen Gedanken und neuen Informationen voraus. So ist es wesentliches Anliegen des Deutschunterrichts in der Sekundarstufe I, dieses Unterscheidungsvermögen bewusst zu fördern.

Kritikfähigkeit und Verständnis von anderen entwickeln sich auf dieser Basis: Man muss Texte und Gesprächspartner als Vertreter eigenständiger Positionen ernst nehmen, um sie in ihrem Anliegen verstehen, sie einschätzen und beurteilen zu können. Ein unreflektiertes Vermischen von Eigenem und Fremden ist zu vermeiden.

Aus diesen Überlegungen ergibt sich als Schwerpunkt für den Deutschunterricht der Sekundarstufe I (Jg. 5-9):

Distanziertes Umgehen mit fiktionalen und nichtfiktionalen Texten und Medien

Dem spontanen Bedürfnis der Schüler entspricht die unmittelbare Identifikation mit Personen und Positionen bzw. deren gefühlsmäßige Ablehnung. Dies betrifft sowohl den Umgang mit fiktionalen Texten als auch das Verhalten in Diskussionen, also den Umgang mit inhaltlichen Positionen. Häufig entsteht die eigene Meinung aus der Vereinigung von Elementen, die aus der Identifikation stammen, und Zusätzen aus anderer Herkunft. Dabei verschwimmen oft die Grenzen zwischen eigenen und fremden Gedanken; es wird ein harmonisiertes Ganzes angestrebt, das alle Elemente aufnehmen kann, in dem aber auch jede Besonderheit verschwindet. Für einen reflektierten Umgang mit Ansichten und für Kritikfähigkeit ist es notwendig, diese unbewusst ablaufenden Prozesse bewusst zu machen und teilweise zu überwinden. Wichtig ist die Fähigkeit zur Unterscheidung von Meinungen und Positionen, von selbst Gedachtem und Gelesenem (Der häufigste Fehler bei der Klassenarbeiten besteht darin, dass die Schüler sich in den beschriebenen Sachverhalt hineinversetzen und deshalb anstelle einer Textbearbeitung eine Art Nacherzählung liefern). Nur wenn man Texte als eine vom Leser unabhängige Größe, die für sich verstanden und beurteilt werden kann, begreift, erwirbt man die Fähigkeit zum Verständnis und zur Interpretation.

Aus diesen Überlegungen ergeben sich als Schwerpunkte für den Deutschunterricht der Klassen 7 bis 9: aus einer bestimmten Erzählperspektive erzählen; Erzählperspektiven aufzeigen und verändern; Inhaltsangaben, Gliederungsübungen, Begründungen für das Handeln von Personen, Charakterisierungen, Aussageabsichten erkennen, Interpretationen. Diese Techniken müssen eingeführt, wiederholt geübt und ständig bewusst gemacht werden. Aus diesen Gesichtspunkten leiten sich auch die Schwerpunkte für die Korrektur der Klassenarbeiten ab.

Möglichkeiten der Evaluation: Klassenarbeiten, Hausaufgaben, zentrale Prüfungen, Erfahrungen im Förderunterricht, Fragebögen an die Schüler, in denen nach den Gegenstandsbereichen gefragt wird; Erfahrungsaustausch der Fachlehrer (in Doppeljahrgangsstufen) auch in Fachkonferenzen (z. B. anhand der von den jeweiligen Fachlehrern ausgewerteten Fragebögen; Auflisten von positiven Erfahrungen, Vorstellen der hauptsächlichen Schwächen in den Klassenarbeiten; Reflexion der Ergebnisse der zentralen Prüfungen). Für diesen Erfahrungsaustausch sollte in jeder Fachkonferenz etwa eine halbe Stunde reserviert werden.


Deutsch in der Sekundarstufe II

Das schulinterne Curriculum für den Deutschunterricht in der Sekundarstufe II orientiert sich an den Epochen der Literaturgeschichte und den zentralen Vorgaben. Damit versucht es dem Bildungsanspruch des Gymnasiums Rechnung zu tragen: die Schüler sollen einen Überblick über wesentliche Werke der deutschen Literatur erhalten, weil diese unsere geistige Kultur entscheidend mit geprägt haben.

Wenn man diesen Bildungsanspruch auf den Erziehungskonsens bezieht, erfüllt man damit zunächst die Aufgabe, ein solides Grundwissen zu vermitteln, das sich an den humanistischen und demokratischen Traditionen orientiert. Mit dieser bloßen Wissensvermittlung wird man jedoch dem dialogischen Selbstanspruch der Literatur nicht gerecht. Literarische Werke planen den Leser und sein Denken, seine Reaktionen auf das Geschriebene ein; die Dichter wollen wahrgenommen werden, sie wollen wirken.

Wenn man den Bildungsanspruch der Schule und den Anspruch der Literatur kombiniert, ergibt sich als Auftrag für den Deutschunterricht die Vermittlung von

Einsicht in literaturgeschichtliche Zusammenhänge und Reflexion der Bedeutung der Literatur für das Individuum und die Gesellschaft.

Damit gerät die Kritikfähigkeit des Lesers in den Blick: Kritischer Umgang mit Literatur bedeutet, die Wirkungsabsichten des Verfassers zu erkennen, die Mittel der Einflussnahme zu durchschauen. Literatur soll als eine besondere, subjektive Form der Stellungnahme zu gesellschaftlichen Prozessen und den Entwicklungsmöglichkeiten des Individuums begriffen werden. Das heißt: Die besondere Sichtweise der Literatur, ihre Art der Realitätsvermittlung muss thematisiert werden.

Wenn Literatur überwiegend als bewusst subjektive Meinungsäußerung begriffen werden kann, fordern diese unterschiedlichen Meinungen zu Stellungnahmen heraus. Dies gilt vor allem dann, wenn für literarische Werke ein Wert behauptet wird, der über geschichtliches Interesse hinausgeht. Für Schüler wird Literatur erst dann relevant, wenn über die zeitgeschichtliche Dimension hinaus das Selbstverständnis und Denken der heutigen Schüler berührt und eventuell infrage gestellt wird. Dieser Bezug ist die Voraussetzung dafür, dass Literatur persönlichkeitsbildend wirken kann. Durch das Thematisieren literaturgeschichtlichen und gesellschaftlichen Bedingungen wird diese zunächst auf das Individuum und seine Entwicklung bezogene Bedeutung erweitert um den gemeinschaftsbezogenen Aspekt, auf die gesellschaftliche Einbindung, aber auch Verantwortung des Individuums.

Diese Schwerpunktsetzung wird sich nur in entsprechenden Unterrichtsformen umsetzen lassen: schülerorientierter Unterricht, Gruppenarbeit, Diskussionsformen, in denen die Schüler mit ihren Meinungen und Einschätzungen zu Wort kommen, müssen gegenüber lehrerzentriertem Unterrichten eindeutig überwiegen. Solche Zielsetzungen lassen sich nur bei bestimmten organisatorischen Bedingungen umsetzen: Vor allem sind Höchstgrenzen der Kursgrößen zu beachten. Sinnvoller Deutschunterricht, der den Dialogcharakter von Literatur vermitteln will, ist in LK - Kursen mit mehr als 25 Teilnehmern nicht möglich.

Eine weitere ungünstige Bedingung wäre häufiger Lehrerwechsel in der Oberstufe (in der Grundkursen zu Beginn der Jahrgangsstufe Q2). Hier sind Absprachen der Kurslehrer über die bloße Festlegung der Thematik hinaus wünschenswert. Diese Abstimmungen müssen die jeweils betroffenen Kurslehrer selbst organisieren.

Evaluationsmaßnahmen: für die inhaltliche Seite des Deutschunterrichts sind zunächst Klausuren und die zentrale Abiturprüfung zu nennen. Der dialogische Charakter kann gut in Projekten und/oder Ausstellungen zur Geltung kommen. Bezüglich der Kursgrößen sind Veröffentlichungen in Schulzeitung und Jahrgangsstufenversammlungen möglich.

 
Weiterführende Dokumentationen